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Wütende und trotzende Kinder bringen alle Eltern an ihre Grenzen

Aggressivität und Trotzverhalten gehören zur Entwicklung von Kindern ein Stück weit dazu. Vor allem im Vorschulalter zeigen viele Kinder zeitweise aggressives Verhalten gegenüber Erwachsenen oder Kinder. Sie schreien und werfen sich auf den Boden, wenn sie am Kiosk keinen Kaugummi bekommen oder hauen die Eltern, wenn diese das Kind zurechtweisen. Für Eltern sind dies schwierige Situationen, die sie an die Grenzen bringen. 


Woher kommt aggressives Verhalten?

Es gibt verschiedene Einflussfaktoren, die aggressives Verhalten bei Kinder verstärken können. Bei mehr als der Hälfte der Kinder, die später problematisches aggressives Verhalten zeigen, beginnt dieses bereits in der frühen Kindheit. Studien zeigen, dass Stress in der Familie, traumatische Erfahrungen, wie z.B. Vernachlässigung, Misshandlung oder körperliche Bestrafung, und ein Erziehungsstil mit keinen oder wenigen Grenzen und einer Art, die wenig konsequent und konstant ist, Aggressivität fördern können. Auch die sozial-emotionale Entwicklung spielt eine grosse Rolle. Kinder, die eher wenig Kompetenzen im sozial-emotionalen Bereich besitzen und dazu noch sehr impulsiv reagieren, neigen eher zur Aggression.  Zusätzlich können auch Medien mit Gewaltinhalten Aggressivität steigern.

 

 

Wie soll man damit umgehen?

Wenn Kinder schreien, schlagen, treten, benötigen sie eine liebevolle Atmosphäre mit klaren Regeln und Konsequenzen. Eltern können klar und ruhig sagen, dass sie dies nicht möchten. Verhalten, das jemandem weh tut oder etwas beschädigt muss und sollte nicht toleriert werden. Manchmal hilft es, dem Kind Alternativen aufzuzeigen, z.B. wenn du wütend bist, darfst du ins Kissen schlagen. Auch logische, folgende Konsequenzen können hilfreich sein, z.B. wenn du das Spielzeug kaputt machst, kommt es für eine Zeit lang weg. Wichtig ist, als Eltern nicht auch in die Aggressions-Spirale zu geraten und das Kind anzuschreien, zu drohen oder es körperlich oder psychisch zu bestrafen. Wenn man als Eltern merkt, dass man selbst sehr wütend wird, sollte man sich eine kurze Auszeit nehmen, z.B. das Zimmer wechseln, tief ein- und ausatmen und dann mit etwas mehr Ruhe auf das Kind reagieren.

Wie kann man Aggressivität vorbeugen?


Studien zeigen, dass die Förderung der sozial-emotionalen Kompetenz hilft, Aggressivität vorzubeugen. Jedes Kind hat die Möglichkeit, auch erlebte, negative Erfahrungen, wett zu machen, mit einer liebevollen Umgebung, die dem Kind wichtige Kompetenzen vermittelt. Dabei geht es darum, das Kind zu fördern in den Bereichen Empathie für andere, Empathie für sich selbst (sich selbst reflektieren können) und Emotionsregulation (Umgang mit Emotionen). Wenn Eltern hier gute Vorbilder sind und viel über Gefühle und dem Umgang damit sprechen, kann dies bereits hilfreich sein. Auch in familienergänzenden Angeboten wie z.B. Kitas oder Spielgruppen lernen die Kinder sozial-emotionale Kompetenzen und Regeln. 

Zusammengefasst kann man also sagen, dass gewisse aggressive Verhaltensweisen zur Entwicklung dazugehören, v.a. im Kleinkindalter. Hier sind starke Nerven bei den Erwachsenen gefordert. Dies heisst jedoch nicht, dass man als Erwachsene nicht darauf reagieren soll, wenn ein Kind die Grenze überschreitet und z.B. jemandem weh tut. Die Kinder müssen durch klare Strukturen und liebevolle Vorbilder lernen, wie sie sich sozial verhalten und wie sie mit ihren Gefühlen umgehen können.


Quellen:

  • Referate im Rahmen der Tagung der Universität Zürich, Lehrstuhl Klinische Psychologie Kinder / Jugendliche & Paare / Familien vom 27. August 2021: Aggression: Wenn Familie und Schule an Grenzen stossen.
  • Foto: adobe stock

Bei Fragen oder Anregungen dürfen Sie gerne per Mail auf mich zukommen.

 

small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung

September 2021

Lea Catenazzi
Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche FSP