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Feinzeichen von Säuglingen erkennen

Säuglinge sind bereits bei ihrer Geburt sehr kompetent. Viele Fähigkeiten bringen sie mit. Dennoch haben Säuglinge einen hohen Bedarf an Betreuung und Fürsorge. Sie können nur überleben und sich entwickeln, wenn sie ein liebevolles Gegenüber haben, das sich um sie kümmert und eine Beziehung eingeht. Da Säuglinge sich nur mit ihrer Körpersprache, Mimik und ihrer Stimme mitteilen können, ist es für Eltern und Betreuungspersonen manchmal schwierig, die Bedürfnisse der Kinder frühzeitig zu „lesen“.

Erfahrene Betreuungspersonen und Eltern, die ihre Kinder sehr gut kennen und beobachten, kennen die typischen Feinzeichen bei Säuglingen, die ihnen frühzeitig zeigen, dass der Säugling ein Bedürfnis hat.


Was sind Feinzeichen?

 
Feinzeichen sind angeborene Verhaltensweisen, mit denen der Säugling intuitiv eine Reaktion bei seiner Bezugsperson auslöst. Der Säugling drückt damit sein Befinden und Bedürfnisse aus. Einige Verhaltensweisen dienen dem Säugling dazu, sich selbst zu regulieren (d.h. Stress abzubauen und ein Gleichgewicht zu finden). Die Signale werden unterteilt in Signale der Offenheit (das Kind ist interessiert, ihm ist wohl, es möchte Interaktion), Signale der Selbstregulation (das Kind ist leicht gestresst und versucht, sich zu beruhigen) und Signale der Belastetheit (das Kind ist überreizt, überfordert, müde, hungrig, durstig usw.)

 

Warum ist es wichtig, diese zu erkennen?

 

Wenn es gelingt, Feinzeichen bei Säuglingen frühzeitig zu erkennen und das entsprechende Bedürfnis zu befriedigen, wird der Säugling ausgeglichener und zufriedener sein. Das Kind lernt, dass es nicht ignoriert wird, wenn es sich unwohl fühlt, sondern dass ihm geholfen wird und es ihm dann wieder besser geht. Dadurch unterstützt man eine gute Entwicklung und auch die Beziehung zum Kind. Säuglinge kann man nicht verwöhnen, bzw. ist es nicht förderlich, wenn man Säuglinge bereits trainieren möchte, ihre Bedürfnisse aufzuschieben. Dies kann nicht gelingen und ist kontraproduktiv. Für eine positive Entwicklung ist es entscheidend, dass man bei ganz jungen Kindern möglichst prompt auf Bedürfnisse eingehen kann.

Wem es gelingt, die Feinzeichen frühzeitig zu lesen und richtig zu interpretieren, kann verhindern, dass das Kind Schreien muss. Das Kind zu beruhigen, wenn es schreit dauert meist länger, als wenn man vorher bereits die Bedürfnisse erkannt und darauf reagiert hat.


Wichtigste Feinzeichen bei Säuglingen


Feinzeichen der Offenheit: Der Säugling fühlt sich wohl, ist wach und interessiert

  • Lächelt
  • Brabbelt, gluckst, macht Laute
  • Blick ist zugewandt
  • Gleichmässige Atmung, rosige Haut
  • Körperspannung mittel, weiche Bewegungen

    Feinzeichen der Selbstregulation (das Kind ist angespannt / gestresst und versucht, sich zu beruhigen

  • Grimassieren, quengeln
  • Gähnen
  • Fäuste ballen / Faust zum Mund führen
  • Sich an etwas festhalten
  • Hände/Fäuste vor dem Körper zusammenführen
  • Ruckartige, unkoordinierte Bewegungen
  • Blick abwenden

Feinzeichen der Belastetheit (das Kind benötigt jetzt Ruhe, ist überreizt oder überfordert) 

  • Schreien
  • Starrer Blick oder Blick abwenden
  • Sich von Bezugsperson wegdrücken
  • Kaum Bewegung, grosse Anspannung
  • Rudern mit den Armen
  • Marmorierte Hautfärbung
  • Würgen, Ausspucken von kleinen Mengen Nahrung 

Ich wünsche Ihnen gutes Gelingen beim Beobachten und Kennenlernen der Feinzeichen Ihres Säuglings.


Quellen:

  • Brazelton, T.B. (1984). Neonatal Behavioral Assessment Scale. Philadelphia: Lipincott.
  • Brazelton, T.B. & Cramer, B.G. (1994). Die frühe Bindung: Die erste Beziehung zwischen dem Baby und seinen Eltern. Stuttgart: Klett Cotta.

Foto: istockphoto.com

 

Bei Fragen oder Anregungen dürfen Sie gerne per Mail auf mich zukommen.

 

small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung

Januar 2021

Lea Catenazzi
Fachpsychologin für Kinder und Jugendliche FSP