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Ohne Beziehung geht Erziehung nicht!

Als Kinder- und Jugendpsychologin befasse ich mich immer wieder damit, welche Voraussetzungen Kinder benötigen, damit sie sich gut entwickeln können. Als Eltern kann man sehr viel darüber lesen, welcher Erziehungsstil förderlich ist, welche Fördermassnahmen oder Spielsachen sinnvoll sind. Leider liest man aber meiner Meinung nach wenig darüber, welche Voraussetzungen erfüllt sein sollten, damit all diese Massnahmen überhaupt fruchten können.

 

Sichere Bindung als Basis

 

Ein Faktor ist absolut zentral und die wichtigste Basis, um als Kind gedeihen und sich entwickeln zu können: Die Beziehung zu einer/mehreren Bezugsperson/en – Denn ohne Beziehung geht Erziehung nicht! Jedes Kind sollte zu mindestens einer Person (oftmals ist dies die Mutter oder der Vater) eine sogenannt „sichere Bindung“ aufbauen können. Die Wichtigkeit einer solchen Bindung und Beziehung ist wissenschaftlich längst nachgewiesen. Sie hat Auswirkungen auf das ganze Leben, sowohl im positiven wie auch im negativen Sinne. Eine sichere Bindung wird definiert als: „Ein Bindungsmuster, bei dem ein Kind eine qualitativ hochwertige, relativ eindeutige Beziehung zu seiner Bindungsperson hat. Wenn Kinder sicher gebunden sind, können sie ihre Bezugsperson als sichere Basis für die Erkundung ihrer Umwelt nutzen.“ (Siegler, R. et al. 2008, Entwicklungspsychologie im Kindes- und Jugendalter).

 

Entscheidend sind die 3 V‘s

 

Damit es gelingt, eine gute Beziehung und Bindung zum Kind aufzubauen sind 3 V‘s wichtig (Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung in der Schweiz, 2016):

  • Vertrautheit:
    Es ist sehr wichtig, dass Sie mit ihrem Kind vertraut sind. Nur so ist es Ihnen möglich, Bedürfnisse des Kindes feinfühlig wahrzunehmen und passend darauf reagieren.
  • Verfügbarkeit:
    Sie sollten für Ihr Kind immer wieder verfügbar sein und sich Zeit nehmen können.
  • Verlässlichkeit:
    Das Kind muss bei Ihnen und ihrem Verhalten Konstanz wahrnehmen können. Sie sollten sich an Abmachungen halten und absolut verlässlich sein in Ihrem Verhalten.

Wenn Sie dies berücksichtigen, haben Sie gute Chancen, eine qualitativ hochwertige Beziehungsbasis zu Ihrem Kind aufbauen zu können. Es lohnt sich sehr, immer wieder in die Beziehung zum Kind zu „investieren“. Denn wenn Sie beziehungsförderliches Verhalten zeigen, wird das Wohlbefinden Ihres Kindes steigen. Und auch erzieherische Bemühungen oder die Entwicklungsförderung werden besser fruchten, wenn Sie sich immer wieder um die Beziehung kümmern und diese hegen und pflegen. Bei den Kindern ist es nämlich nicht anders als bei uns Erwachsenen: Auch wir nehmen eher eine Aufgabe oder Kritik an, wenn diese von einer Person geäussert wird, zu der wir eine enge, positive Beziehung haben.

 

Auch in der familienergänzenden Betreuung wird viel Wert darauf gelegt, eine gute Beziehungsbasis zum Kind aufzubauen. Damit sich Kinder in der Krippenbetreuung wohlfühlen können, brauchen sie auch dort vertraute, verfügbare und verlässliche Betreuungspersonen. Deshalb ist eine gute Eingewöhnung zu Beginn sehr wichtig. Mehr dazu im nächsten Beitrag…

 

Bei Fragen oder Anregungen dürfen Sie gerne per Mail auf mich zukommen.

 

small Foot AG - Die Kinderkrippe / Pädagogische Leitung

Mai 2019

Lea Catenazzi